»Sie befinden sich hier *.«


»Sie befinden sich hier *.«, ein Sartre-Zitat, Vom Atmen unter Wasser oder
Wie man einen Hurrican überlebt und 15 andere Dinge,
die ich meinem 14jährigen Ich gern noch erzählt hätte

weißt du, irgendwann hast du es raus…
in welche frauen du dich verliebst, immer
die ein wenig geheimnisvoll und ein auch
ein bisschen traurig wirken. was meist,
wenn du ihnen näher kommst… na, das
findest du noch raus. sie schätzen dich,
weil du zuhören kannst,
                einen nicht ins wort fällst
                               weil du so nett bist oder
                                                brav guckst
und natürlich reicht dir das nicht.
so wie der bloße anblick einer landschaft
dich nicht befriedet. wo ist der rauch?
wo die menschen? auch wenn du nicht
unter ihnen leben kannst. oder essen.
und schlafen. apropos: du weiß nichts
über schlafstörungen (warum sollte
dein schlaf auch ein anderer sein als du
selbst?) solange du nicht eine nacht
auf einer überdosis tabletten ausgeharrt
hast ob du nicht doch noch einen
krankenwagen holen sollst. oder du dich
in den rudimenten von dem, was einmal
deine küche war, wiederfindest,
                die das wasser aus der spüle
                               geschluckt hat, genau wie
                                               deine arbeit,
den trauten herren magister, auf den du
gebaut hattest: alles im orkus, der unter
dem gelbgesprenkelten laminat ist. o
captain, mein captain, mann über bord!
lass‘ dich einweisen, lern wieder, was
ein gefühl nochmal war, stell‘ dich und
fliehe, & trau‘ nicht jedem hinter-
fotzigem lächeln, aber deinem instikt
und deinem striktem nein in dir.
und deiner, ja, beschissenen menschen-
kenntnis, aber meist liegst du gar nicht
so falsch und immerhin, auch wenn dir
niemand zu oder abrät – das ist doch
schon was. sokrates hatte seinen dämon,
du weißt zumindest, was du nicht willst.
sag das! sag was! sonst – ja, weil sonst –
sie schätzen ein unbeschriebenes blatt
wilder widerworte, die sich ja doch
irgendwie ihren weg bahnen. bahnen!
weil: natürlich reicht dir das nicht.
niemand ist ein so losgelöstes blatt
in dieser satire, die immer nur wieder
fortgesetzt wird. immer nur wieder
wiederaufgeführt und nicht absetzt
wird. es treten auf, es treten wieder
ab. jeder so gut, wie er’s eben kann. und
wenn nach den satiren, immer nur
wieder neue folgen,
                                albern,
                                einfältig und um
                                               keinen deut
besser, warum diese dann nicht fort-
schreiben. ein wenig noch.
sei höflich, zuvorkommend und die
pest für den, der sie verdient. nett
sein und schlafen, kannst du auch
auf dem weg zur hölle („die hölle, [sagt
sartre] das sind …“ sowieso) und
der kaffee muss schwarz sein
                und die locken
                                und der wein
                                und der akzent
des mädchens müssen spanische sein.
ab und zu reicht auch der wein in den
bechern, mag sein.
…und wenn du mal alleine bist, und fühlst
dich so allein, geh‘ doch in eine bar und tön‘:
mit euch nehm‘ ich’s noch allen auf! &
krieg ordentlich eine rein. im übigen:
verachte, servilität und denunziantentum,
und schäme dich deiner gleichgültigkeit
gegenüber denen, die du nicht liebst –
was der zahl sehr viele sind.

wie man einen hurrican überlebt? –
nichts leichter als das! es ist ganz einfach,
wie beim atmen unter wasser: du tust es
einfach, wenn es soweit ist. ob du es kannst,
den beweis bleibst du bis dahin immer
nur schuldig. aber im prinzip ist es doch so:
du nimmst in irgendeiner ecke des zimmers
den kopf runter, und denkst dir – nein, du
schreist: beim sokrates, das bisschen wind!
was ist das schon im vergleich zu
dem sturm, der da doch in deinem kopf tobt,
und in dessen auge
                du dich jetzt gerade befindest,
                                das jetzt gerade auf dir
                                                               ruht.


- und das atmen unter wasser? -
- nichts leichter als das:
du atmest ein.
du atmest aus.-
abgang & schluss.



September 2011

 
 

The city’s hard, the city’s fair empfiehlt... The Blue Angel Lounge live in LE




The city’s hard, the city’s fair
empfiehlt (gern weiter):

The Blue Angel Lounge @ Café Kaffee Schwarz,
(Georg-Schwarz-Straße 56, 04177 Leipzig)

Samstag, 29. Oktober 2011, 20 Uhr

[klick!]

 
 

Neuschneeschwer



Meine Worte fallen neuschneeschwer

Wenn es Nacht wird, unter deiner gekreuselt
Selten blassen Stirne Und der Herbst hat
Sich bereits in dein Gemüt verlegt: Wolken,
Verhängnisvolle Und ein Himmel ohne
Sterne, dem dein Herz zuwider schlägt.

Wenn es Nacht wird und schon kälter Und die
Menschen rücken nah zusammen Enger
Als es einer glauben mag Eng umschlungen
Und so wirklich, wirklich nah umfangen harren sie
Blätter fliegen, und der Verkehr fließt zäh.

Und die Nereiden am Mendebrunnen flüstern
Eisern Wir sind doch auch nur einsam, seit
Der stete Wasserstrom verglommen
Bitte komm! Ach, bitte bleib‘ doch hier!
Doch ich gehe, bin ein knabenblasses Kind
Des Donners:  So harren sie, so harre hier:

Trost Halt Frostklarheit aber suche
Ich Bin ich älter? Bin ich weiser?
Ich bin älter, bin nicht weiser, bin nur
Ein wenig heiser, die Worte, sie fallen
Noch immer schwer Noch bin ich nicht
ganz verstummt.

 
 

»Am Ende kämpft man doch immer mit offenen Visier« (die Wochen #11, 12 & ein Abschied)

Das »Fremdbild
(gezeichnet von L., wobei ich auch das mangaartige von B. gern mochte)
vor dem Hintergrund des eigenen Musters«.


»Am Ende kämpft man doch immer mit offenen Visier« (die Wochen #11, 12 & ein Abschied):

Ich packe meine Koffer, und nehme mit:

»Am Ende werden Sie mit mehr Fragen über und an sich gehen, als Sie gekommen sind.« (Fr. Dr. T.) Stimmt.
»Wenn etwas hier [in der Musiktherapie] passiert, dann ist es auch da.« (Fr. P. zu R.)
»Freunde, ja, die sucht man sich doch aus.« (D.)
»Hey, wenn du mal fortgehst, dann nimmst du mich gefälligst mit!« (S.) Hätte ich gern. Aber stimmt wohl leider nicht.
»pffff.« (ich, für L.)
»Na, dann aber ran an den Speck!« (Hr. G.)
»Es ist immer nur ein Anstoß hier.« (Schwester E.)
»Ein Tipp noch: Wenn Sie mal eine Frau kennenlernen wollen – dann nicht in diesen Hosen.« (Schwester K.) Stimmt nicht. Es gibt durchaus auch Frauen, die Karo-Shorts mögen.
»Und was werfen Sie in die Waagschale? Oder verhandeln Sie da gar nicht?« (Hr. G.)
»Ran an den Speck!« (Y., Hr.n G. zitierend)
»Swish!« (ich, für J.)

& tschüss! Es war schön, aber es ist Zeit zu gehen. Mit besonderen Dank an T., der im Auftrag mein Abschiedsbild gemalt hat, obschon er doch auch gar nicht mehr auf Station war. Danke, euch allen, ihr habt mich wieder neugierig gemacht, auf mich und auf Menschen, oder, wie L. sagen würde, wieder »das Feuer« geweckt.
gelesen: Neruda: Gedichte und de Cervantes Saavedra: Leben und Taten des scharfsinnigen Edlen Don Quixote von la Mancha, Bd. 1. Lieblingslauschgift: Laura Marling - A Creature I Don‘t Know, meine liebste Libertines-B-Seite: Plan A und D.s heiter-munteres Zukunftsgeklimper für mich (und, wie ich hoffe, auch ein wenig sich). Ich jedenfalls bin gespannt.



 
 

Den Wal zu Wasser lassen (die Wochen #8, 9, 10 im Zeitraffer)

Hase vs. Igel: The city’s hard, the city’s fair empfiehlt „Songs for Alice“, Figurentheater Wilde & Vogel
in Koproduktion mit dem Lindenfels Westflügel, nächste Termine, ebd. ab 03/2012.
  
...und nimmt ab sofort auch wieder Auftragsarbeiten in Acryl an.



»Den Wal zu Wasser lassen« (die Wochen #8, 9, 10 im Zeitraffer)
Sätze der vergangenen Wochen (8, 9, 10): »Er ist dort lang gegangen. Oder gehen wir dort lang? Ahh, wir müssen uns entscheiden, wir müssen uns entscheiden!!« & »Hab‘ ich extra groß geschrieben: P-R-O-V-O-K-A-T-I-O-N!« Ansonsten: The Blood Arm meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit (neben der der zehn anderen Besucher) im WERK 2 geschenkt. Ohne Alice, aber mit S. im Figurentheater gewesen, Karten für's UT Connewitz besorgt und Kaffee getrunken. Nähe ausgehalten, da gewesen, Nähe geschenkt. Gedanken geteilt, geplaudert, gewütet, geschimpft, gelächelt, gedrückt, gesprochen, gebrüllt, Türen geknallt, das Sprechen gelernt, das Glockenspiel und den Gong, das Wort ergriffen, das Wort gepflegt, Offenheit ge- & versucht, Hilfe angeboten, Zeit geteilt, Disziplinarmaßnahmen gefürchtet, fern und in die Zukunft gesehen, Ziegenschlachtungen beigewohnt und King Kong vs. Naomi Watts, stricken gelernt und aufzumaschen, alles wieder aufgetrennt, & von vorn angefangen, ein neues Magisterarbeitsthema beschlossen, den Wal zu Wasser gelassen, den Bären getrotzt, mit ihnen gelacht, mit den Wölfen und Pinguinen verbündet, den Irbis Raben zerfleischen lassen, Briefe gelesen, Briefe verfasst, dem Blues auf der Ukulele gefröhnt, Pablo Neruda-Gedichte geliebt, den Spind ausgeräumt, den der Tagespatienten bezogen: ich bin nie hier gewesen, ich bin schon da. Lesestoff: zu Ende: Stendhal: Novellen, nebenher Neruda: Gedichte, angefangen: de Cervantes Saavedra: Leben und Taten des scharfsinnigen Edlen Don Quixote von la Mancha, Bd. 1. Lieblingslauschgift: Laura Marling - A Creature I Don‘t Know, The Blood Arm - All My Love Songs EP.



 
 

Zugzwang


Zugzwang
Und das mit verschränkten Armen:
Wir entfernen uns. stetig. jetzt.
Du erzählst von all der Wärme, die
Dir in deinem Leben bislang fehlte.
Ich aber, der ich keine Nähe aus-
halte, tippe dir auf die Schulter,
sage, wo hast du denn dann all meine
siebenundzwanzig Winter gesteckt?
Uns entfernen wir stetig.
Und das ist das Jetzt.

 
 

Guck‘ mal...

Guck‘ mal...




The city’s hard, the city’s fair fragt, und das nicht ohne Empörung, was sollten dieser ganz profund-profane Topf fleischlastiger Männernahrung und der Rest der Menschheit an Eigenschaften denn teilen?

 
 

Das Gefühl der Einsamkeit hat mich wieder...

[klick für groß]
Das »Selbstbild« mit einem von mir willkürlich gewähltem Bild (Nepal),
einem Stoff (gestreift), einem Papier (orange, ungebleicht), einem Muster (2 Tone),
einem Wort (unwirsch) und den mir von den anderen zugeschrieben Farben
(schwarz, weiß, grün, blau, blau) darin. Was sehen Sie? Was sehen Sie hier?

Das Gefühl der Einsamkeit hat mich wieder
(hinter Mocherwitz angefallen & überrannt)

Nimm‘ doch nur einmal dieses Gefühl
deiner eigenen Unzulänglichkeit, das dazu
führt, dass du auch jeder Frau, die auch nur
bereit ist, auch nur ein wenig Interesse an
zu deuten, ein eitelraues Ich liebe
dich entgegen zu raunen, ein Ich
liebe dich, was heißt, ich lieb‘ nicht
mich, drum‘ lass mich ziehen
jetzt lass mich fliehen und
davon abgesehen, ich tu‘ dir
nichts, ich tue alles für dich, ich tu‘ dir
nicht gut, drum‘ lass mich gehen –
nach Pröttitz, Krostitz, Hohenheida, Wiesenena,
Plagwitz, Probstheida oder Glesien.


Trauriger Tantris des Ostens, mein,
selbst in den narzisstischsten Momenten, dein,
bleibst du ein defizitärer, seltsam verschlossener,
schwarzmagischer, ja, ein negativer Narziss,
Obskurant und Alchemist okkulter Tränke.

Oder die Melancholie der feinen Geister
das ist etwas für Domestiken.
Wut und Trauer, Groll und Gram, Angst und
Stolz und ein wenig der ausgelassenen
Freude, hoher muot, das ist es, was mich treibt
und eben jene Traurigkeit.

Doch ihr erzählt von Langeweile, und wie die Tage
Zu füllen seien. Lang weilt euch doch zu Tode!
Nur, bitte, verschwendet nicht meine Zeit.